Als musikalischer Leiter bin ich immer wieder überrascht, wenn ich Kollegen einer Tonabteilung kennen lerne, die sich als rein technische Mitarbeiter verstehen. Ja, ich rede von den Leuten am Mischpult, dem FOH Mischer; dem Soundmann (oder der Soundfrau), der sich um den guten Ton für das Publikum einer Show bemüht.
Ehrlich gesagt, das verstehe ich nicht wirklich. Ich meine, ich verstehe zwar, dass an einem Theater man die Tonabteilung vielleicht strukturell und organisatorisch als technische Abteilung behandeln muß. Aber die Arbeit einer Tonabteilung ist für mich auf keinen Fall eine rein technische!
In Produktionen, die Tontechnik einsetzen, um Darsteller und Orchester bzw. Band akustisch zu verstärken, ist die Tonabteilung das Bindeglied zwischen jedem Ton, den Schauspieler, Sänger und Musiker erzeugen, sowie dem Publikum. Ganz egal, wie schön die Darsteller oder Musiker spielen oder singen, wenn der Tonmann (oder die Tonfrau) damit nicht richtig umzugehen weiß, nützt es alles gar nichts: dem Publikum wird es nicht gefallen, was es hört. Und es wird dann in den meisten Fällen nicht unterscheiden, ob es an den ausführenden Künstlern oder der Tonabteilung liegt. Warum auch? Deswegen habe ich gelernt, dass die Kollegen der Tonabteilung für mich mit die wichtigsten Partner sind, wenn ich möchte, dass meine Show gut klingt!
Viele Mitarbeiter in Tonabteilungen haben einen sehr technischen Hintergrund. Das kann durchaus sinnvoll sein. Trotzdem gehört zu einem guten Mischer mehr als nur Mathe, Physik und auswendig gelernte Benutzerhandbücher.
Ton und Dirigent als Team
Ich gebe es offen zu. Lange Zeit habe ich die Tonabteilung als Nadelöhr zwischen der Musik auf der Bühne und im Orchestergraben (und heutzutage auch hinter der Bühne) sowie dem Publikum verstanden. Heute sehe ich das etwas differenzierter. Ich weiß, dass die Arbeit eines guten Mischers nicht nur das Schieben von Fadern und das Drehen an irgendwelchen Potenzierungsmetern ist. Es ist für ihn oder sie genauso frustrierend wie für mich, wenn es in einer Show einmal nicht so läuft, wie wir es uns vorstellen. Er oder sie bekommt genauso mit wie ich, wenn jemand auf oder unter der Bühne vielleicht mal eine nicht so guten Tag hat. Und dann wird er oder sie versuchen, trotzdem oder gerade das Beste daraus zu machen. Auf eine andere Art und Weise als der musikalische Leiter. Aber das ist gerade gut, denn ich brauche ja keinen zweiten musikalischen Leiter am Mischpult. Ich brauche jemanden, der mit mir zusammen daran arbeitet, dass die Show so gut wie möglich klingt; dass die Show einen guten Ton hat.
Deswegen nennt man sie meine Meinung nach auch die Tonabteilung.