In diesem vierten und letzten Teil unseres Video Interviews mit den Tony-Nominierten Benj Pasek und Justin Paul sprechen die beiden Komponisten über die Herausforderung für junge Autoren, eine vernünftige Balance zwischen Social Media Aktivitäten und Promotionarbeit auf der einen und der kreativen Arbeit auf der anderen Seite herzustellen. Wir möchten uns herzlich bei Benj und Justin für diese spannenden und inspirierenden Einblicke bedanken, ebenso wie bei Simone Linhof und Ralf Schädler von re:present, die uns freundlicherweise diese Interviewgelegenheit ermöglicht haben. Wir hoffen, ihr seid genauso inspiriert wie wir von den Aussagen von Benj und Justin – Pasek & Paul!
Das Verhältnis von kreativer Arbeit zu Social Media
Justin Paul: Das ist interessant. Ich denke, wir mussten ganz bewusst eine Grenze zwischen unserem Fokus auf soziale Medien und unsere Promotioarbeit in eigener Sache sowie ausreichend Zeit, um als Künstler zu wachsen und zu lernen, zu lassen. Es ist leicht, in diese Falle zu geraten, sich voll auf die Promotion zu stürzen und nur die eigene Musik zu verbreiten, sie bekannt zu machen, Konzerte zu geben und all diese Dinge, aber dann entwickelt man sich nicht weiter.
Benj Pasek:Manche schreiben ganz gezielt für Konzerte und nicht für Shows. Aber wir haben ganz früh diesen Rat bekommen, als wir gezielt Songs für YouTube geschrieben haben: wir haben dabei nicht gelernt, wie man Musik für ein ganzes Musical schreibt. Und ich glaube es gibt – wie Justin gerade gesagt hat – eine richtige Balance, die man finden muß, zwischen dem Aktivieren der “Follower” in den sozialen Netzwerken (Social Media), Songs veröffentlichen und die eigene Community zu pflegen, aber auch genug Zeit für das Vertiefen des Handwerks zu lassen, offline zu sein wenn man sich damit auseinandersetzt, wie man ein ganzes Musical schreibt, denn darum geht es letztendlich – es ist ein großer Unterschied, ob ich einen einzelnen Song schreibe oder ein zwei- oder zweieinhalbstündiges Musical – das ist schon eine Herausforderung für sich. Also: man muß ein gutes Verhältnis zwischen beiden Tätigkeitsfeldern finden.
Justin Paul: Dennoch halte ich es insbesonders für junge und aufstrebende Autoren wie uns für wichtig: wenn man nicht gerade einen großen Titel für den Broadway schreibt, ist es schwer, die Leute dazu zu bewegen zu deinen Shows zu kommen, also muß man als junger Autor die Möglichkeit nutzen, sich eine “Fan Base” aufzubauen – das Wort klingt zwar komisch, aber es geht darum, Unterstützer junger Autoren und Musicals zu finden und sich mit ihnen zu verbinden, sie für dich zu gewinnen. Ob sie deine Noten und Songbooks kaufen, ob sie dich bei deinen Konzerten und Shows unterstützen – es ist eine prima Gelegenheit, Unterstützung zu bekommen, selbst wenn man nicht den Vorteil einer großen Show am Broadway, in Hamburg oder sonstwo hat.
Benj Pasek: Genau. Eine letzte Sache, die ich dazu noch sagen kann ist diese: für unsere erste Show, EDGES, hatten wir keine Produktion in New York. Wir haben die Songs veröffentlich und die Leute, die unsere Arbeit verfolgt haben, haben sich entschlossen, die Show in ihren Heimatstädten zu produzieren. Bis heute gab es noch keine Produktion von EDGES in New York, aber überall sonst auf der Welt, und es war eine gute Gelegenheit sich mit Leuten zu verbinden und zu sagen: “Hier ist meine Show, laß mich hören, was du daraus machst – es ist ein richtiger Austausch und wir haben richtig Glück gehabt, von dieser neuen Art des Austausches so profitiert zu haben.