Kreativität ist oftmals schon ein schwieriger Begriff (wer oder was ist kreativ) in seiner Definition – allerdings stellt sich für Menschen, die kreativ arbeiten wollen oder müssen, oftmals die Frage, WIE man denn kreativ sein kann.
Nun, Kreativität ist nichts, was man garantieren, erzwingen oder erlernen kann, Kreativität ist auch nichts, was – abgesehen von der Voraussetzung einer gewissen Mindestintelligenz – Menschen mit einem höheren IQ besser gelingt. Soweit die schlechten Nachrichten. Das Gute ist, daß man bestimmte Rahmenbedingungen schaffen kann, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, daß man kreativ sein wird!
Der britische Comedian und Ex Monty-Python John Cleese hat 1991 eine beeindruckende Vorlesung zu der Frage, wie man Kreativität zulassen kann, gehalten, in der er diese Rahmenbedingungen ziemlich genau erläutert:
5 Faktoren, mit denen wir unser Leben kreativer gestalten können:
- Ort
- Zeit
- Zeit
- Vertrauen
- Humor
Es gibt – vereinfacht gesprochen – zwei Verfassungen, in denen wir uns befinden können: Den offenen und den geschlossenen Modus: Im geschlossenen Modus befinden wir uns normalerweise im Alltag, wir haben viel zu erledigen, sind oftmals unruhig oder sogar gestresst und versuchen möglichst pragmatisch das zu erledigen, was wir zu erledigen haben. Dieser Modus kann sehr produktiv sein, er erlaubt aber keine Kreativität.
Im offenen Modus sind wir entspannt, wenig zielgerichtet, stehen nicht unter Druck, etwas schnell erledigen oder erreichen zu müssen. Wir sind verspielter, fast wie ein Kind; wir probieren Dinge aus, weil wir Spaß daran haben, nicht weil eine unmittelbare praktische Absicht dahinter steckt. Kreativität kann nur in diesem offenen Modus stattfinden und die oben genannten fünf Punkte helfen uns, zwischen offenem und geschlossenem Modus zu wechseln.
1. Ort: Wir können nicht verspielt und damit nicht kreativ sein, wenn wir uns unter unserem alltäglichen Druck befinden. Wir brauchen eine Oase, in die wir uns ungestört zurückziehen können – für eine bestimmte Zeit (s. Punkt 2).
2. Zeit: Es reicht nicht aus, diese Oase zu erschaffen, wir brauchen diese Oase für eine bestimmte, vorab definierte Zeit mit Start- und Endzeit. Diese Zeit muß aber nicht unbedingt lang sein (erfahrungsgemäß sind viele relativ kurze Kreativzeiten besser als wenige lange, wobei zu kurze Zeiten natürlich auch nicht funktionieren – 75 bis 90 Minuten am Stück sind ein guter Richtwert).
3. Zeit: Auch wenn wir nur wenige kurze Zeitfenster für Kreativität haben, dürfen wir uns nicht unter Zeitdruck bringen lassen, wenn wir kreativ sein wollen. Wir müssen uns so lang wie möglich geben, originelle Ideen zu bekommen und lernen, mit dem Unbehagen, nachzudenken (bewusst UND unbewusst / unterbewusst) und eine Entscheidung nicht getroffen zu haben, umzugehen. Wir sollten Entscheidungen, was kreative und originelle Lösungen betrifft, so spät wie möglich treffen (aber natürlich auch nicht später!).
4. Vertrauen: “Nichts hindert uns so effektiv daran, kreativ zu sein, wie die Angst davor, einen Fehler zu machen.” (John Cleese, 1991). Nur wenn wir akzeptieren, daß es in einer Kreativphase keine Fehler gibt, können wir originelle Lösungen finden.
5. Humor: “Die bedeutendste evolutionäre Bedeutung von Humor ist, daß sie uns schneller vom geschlossenen Modus in den offenen Modus bringt als irgendetwas Anderes.” (John Cleese, 1991).
Dabei ist es nicht nur wichtig, daß wir möglichst schnell vom geschlossenen Modus in den offenen wechseln können, sondern auch in die andere Richtung: sobald wir im offenen Modus eine Lösung gefunden haben, müssen wir wieder in den geschlossenen Modus wechseln, um sie umzusetzen – um dann die Umsetzung wieder im offenen Modus zu überprüfen.